Musikalische Lesung mit Jens Rosteck: „Marguerite Duras – Die Schwester der Meere“ am 23. Oktober 2018

Donnerstag, 25. Oktober 2018 | 

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Nein, er wolle nicht koloniale Romantik ihres Romans „Der Liebhaber“ heraufbeschwören, so erklärt der Kulturwissenschaftler, Pianist und Autor Jens Rosteck gleich zu Beginn der Kooperationsveranstaltung mit dem Centre Culturel Français Freiburg. Marguerite Duras solle an diesem Abend vielmehr mit einem Blick auf ihre ebenso verschwenderischen wie selbstzerstörerischen Kräfte, in ihrer exzentrischen Maßlosigkeit und Unersättlichkeit betrachtet werden, in der sie sich nur dem Ozean verbunden fühlte, in der ihr nur der Ozean ebenbürtig war. Seit ihrer Kindheit war die Schriftstellerin von der wilden Macht der Ozeane fasziniert; sie wurden zum Schauplatz ihrer Romane, zum literarischen Sinnbild ihrer Liebschaften und zur Inspiration für ihre Filme.

Rosteck erzählt die Lebensgeschichte der Marguerite Duras von ihrem Ende her, er versetzt das Publikum zurück in den Sommer 1980, in dem Duras am Meer in Trouville wohnt und im Auftrag der Pariser Tageszeitung Libération an einer Chronik der Geschehnisse schreibt. Sie verbringt diesen Sommer in einem kleinen Haus am Atlantik und notiert ihre Beobachtungen in ihrer ungewöhnlichen, unbequemen und radikal einseitigen Art der Berichterstattung, bis in diese Chronik des Sommers eine Begegnung Eingang findet, die Marguerite Duras aus ihrer selbstgewählten Isolation befreien und ihr Spätwerk mit einer neuen Leidenschaft durchziehen wird: Yann Andréa Steiner, 38 Jahre jünger als Marguerite Duras und damals Philosophiestudent in Caen, besucht die von ihm bewunderte Schriftstellerin in Trouville und wird bis zu ihrem Tod im Jahr 1996 nicht mehr von ihrer Seite weichen. Er bleibt und füllt das Leben der Duras, die bis dahin „ein Leben wie ein Zimmer am Meer“ gelebt habe, voller Sehnsucht, aber einsam.

Jens Rosteck präsentiert diese außergewöhnliche Liebesgeschichte mit der Lektüre von biographischen Passagen aus seinem 2018 im mare-Verlage erschienenen Buch (Marguerite Duras – Die Schwester der Meere) und Originalzitaten der Schriftstellerin, die er mit musikalischen Einlagen, eigenen Kompositionen ebenso wie Filmmusiken, untermalt. So entsteht ein faszinierender und unterhaltsamer Abend, der sich einer ungewöhnlichen Persönlichkeit und ihrem umfangreichen Werk mit neuen Schlaglichtern nähert und das Publikum im Centre Culturel Français bald in seinen Bann zieht. Aufmerksam und konzentriert folgen die Zuhörer den Ausführungen von Jens Rosteck, und so manche/r wird zu Hause gern noch einmal die Bücher der Duras in die Hand genommen haben, um weiter zu lesen, um mehr zu erfahren und eine der großen französischen Schriftstellerinnen (wieder) zu entdecken.

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